Bräuche zu pflegen ist für die Mallorquiner ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Die meisten Traditionen und Bräuche haben einen religiösen Ursprung, jedoch haben sich die Menschen verändert.
Das bedeutet, dass viele Bräuche als Anlass zum Feiern dienen – das beste Beispiel sind die Dorffeste, die jede noch so kleine Siedlung auf Mallorca im großen Stil begeht. Interessant ist auch, dass alle Orte einen bestimmten Heiligen verehren, der seine schützende Hand über die Bewohner hält und immer mit der Geschichte des jeweiligen Dorfes zusammenhängt.
Die Wanderung von Güell nach Lluc wird auf der Insel “Subida del Güell a Lluc a Peu” genannt und hängt mit einer der wichtigsten Heiligenfiguren Mallorcas, der Gottesmutter von Lluc, zusammen.
Diese heilige Jungfrau wird von den Mallorquinern auch liebevoll als “La Moreneta” (die kleine Dunkelhaarige) bezeichnet und befindet sich im Kloster von Lluc (mehr über das Kloster gibt es weiter unten im Post). In früheren Zeiten wanderten die Menschen zur Gottesmutter, um ein Bitte auszusprechen oder um ihr für erfahrenes Glück zu danken.
Wenn im Leben der Menschen alles glatt lief und sie zufrieden waren, war es normal, der Gottesmutter eine Kerze anzuzünden und ihr einen Dank auszusprechen. Die Wanderung an sich ist kein Spaziergang – es handelt sich um eine Pilgerreise, die viele Kilometer bergauf führt und vor allem für Ungeübte eine echte Herausforderung darstellt.
Die Wanderung von Güell nach Lluc wird auch heute noch veranstaltet und die Initiative zur Wiederaufnahme dieses schönen Brauches war Tolo Güell, der Besitzer der Bar Güell in Palma. Auslöser dafür war ein Unfall seiner Tochter mit einer Siphonflasche im Jahr 1974, bei dem dem Mädchen wie durch ein Wunder nichts passierte. Ein Bekannter der Familie schlug dann vor, zur Gottesmutter zu pilgern um ihr zu danken.
Am Anfang der Wiedereinführung dieser Tradition waren nicht sehr viele Menschen daran interessiert und es nahmen maximal 50 Personen teil. Das änderte sich jedoch mit der Zeit drastisch und heute sind es bis zu 15.000 Menschen, die sich der Wanderung anschließen.
Manche reisen sogar nur deshalb aus anderen Ländern an, was zeigt, wie wichtig dieser Brauch für die Menschen ist. Von Güell nach Lluc zu pilgern stellt für viele eine Selbstüberwindung dar, ein persönlicher Erfolg und eine wunderschöne Möglichkeit, die Insel von einer ganz anderen Seite kennenzulernen.
Wir Mallorquiner haben diese Wanderung schon mehr als einmal gemacht und versichern euch, dass es zu den schönsten Erfahrungen gehört, die es gibt – obwohl es eine echte Herausforderung ist.
Die 42 km lange Wanderung findet immer die erste Augustwoche statt und startet in der Bar Güell in Palma. Dabei kommen wir durch die Orte Palma de Mallorca, Marratxí, Santa Maria del Camí, Consell, Binissalem, Lloseta, Biniamar, Selva und Caimari, bis wir schließlich das Ziel, Escorca (Lluc) erreicht haben.
Dieses Jahr findet die Wanderung am Samstag, dem 5. August statt. Es beginnt um 21:00h mit einem Dorffest (verbena) und um 23:00h geht es dann los. Bei der Ankunft in Lluc kann man die Gottesmutter besuchen und sie um etwas bitten oder ihr danken – es funktioniert fast immer! Des weiteren bekommen alle Wanderer ein Teilnahmezertifikat sowie Essen und Trinken während des Weges. Wir sehen uns in Lluc!
1 Comment
Comments are Closed.